Ich weiß es noch: Ganz wie The Exploiteds „Hitler’s in the Charts again!“ titelte ich den Artikel in der Schülerzeitung, der sich mit dem „I Can’t Relax in Deutschland“-Sampler/Buch beschäftigte. Ich war verflucht jung und nicht sonderlich politisch, aber bis dahin der Überzeugung, man dürfe keine deutschsprachige Musik hören – sind doch alles Nazis. Hier begegnete mir erstmals ein Sammelbecken deutscher MusikerInnen, die sich kritisch mit dem Staat auseinandersetzten, ein Diskurs um eine emanzipative Kritik an Staat, Nation und Kulturindustrie. Ihr wolltet die Deutschquote, jetzt habt ihr Tokio Hotel! So begegnete ich erstmals unterm durchschnitt, dem Label von Andreas Wildner.
Auf dem Sampler hörte ich das erste Mal von Egotronic – richtig, das war vor dem „Durchbruch“ der Antideutschen 2007. Zusammen mit den wundertollen peters. veröffentlichten sie „Diskretion Deluxe“, das Debüt der Gruppe, aus der später noch Ludger und Herrenmagazin hervorgehen sollten (ich bin übrigens ein großer Fan von Bandauflösungen wegen Mars Volta, At The Drive In, Sparta und Kyuss, QOTSA, Fu Manchu und warte noch immer hoffend auf eine tröstende Splitterbandansammlung auf dem Grab von Muff Potter). Weiter mit peters: 2008 sollte das Langspielerdebüt erscheinen, die Band hielt sich jedoch nicht lange auf den Beinen, doch es klingt immer noch nach: „ZACK ZACK! … und raus.“
Mit Adolar und Mikrokosmos23 machte sich unterm duchschnitt jüngst einen Namen im Emo-Business, mit Captain Planet sogar noch bevor Emo ein Schimpfwort war – damals! Die Pioniere des deutschen Emorock, wenn man so will. Aber auch dem Labelbetreiber Andreas Wildner wurde der Stempel DEUTSCH lästig, wie er jetzt schreibt.
Wildner achtete „stets auf spannende, intelligente und außergewöhnliche Texte. Sie mussten berühren und Eigenständigkeit besitzen.“ Er achtete auf eine inhaltliche Vermittlung. Achtete. Präteritum. Unterm Durchschnitt schließt die Pforten und „Küsse sterben auf Lippen„. Ich sage leise Danke.
.HummingBored. 
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